Meine Gedanken zur Flüchtlingspolitik
Weil ich tagtäglich durch die Medien mit Berichten über die wachsenden Probleme in der Flüchtlings- und Asylpolitik konfrontiert werde, möchte ich mich mal dazu äußern, was gedanklich und emotional zu diesem Thema in mir persönlich vorgeht.
Kurz nach der Wende habe ich selbst einige Jahre im Sozialamt des Altkreises Templin auf diesem Gebiet gearbeitet. Damals kam die große Mehrheit der Asylbewerber aus den ehemalige Ostblock-Staaten, vor allem aus Rumänien, nach Deutschland. Der Altkreis Templin bekam Aufnahme-Quoten zugewiesen und richtete Aufnahmelager in Boitzenburg, bei Röddelin und in Lychen ein. In Lychen war es das sehr große, ehemalige Erholungsheim des FDGB. Alle vierzehn Tage zahlten wir Sozialhilfe an die Asylbewerber aus – die meisten waren junge Männer, aber auch Familien und alleinstehende Frauen mit Kindern. Von ABM- Sozialbetreuern wurde die monatliche Anwesenheit kontrolliert. Wer mehr als vierzehn Tage nicht anwesend war, hatte keinen Anspruch auf Unterhaltszahlung.
Eine Frau hatte zwölf Kinder mitgebracht. Durch Anwesenheit hatte sie jedes Mal eine ordentliche Summe verdient. Wir hatten zu solchen Fällen die Information, dass Kinder in Rumänien für den Gelderwerb über deutsche Sozialhilfe gekauft werden konnten.
Ich erinnere mich an einen besonderen Fall, der mir passierte. Ein junges Ehepaar kam mit einem halbwüchsigen Sohn in das Übergangsheim nach Lychen. Als der Tag der Auszahlung der Sozialhilfe herangerückt war, kam nur der Vater mit der Mutter an meinen Auszahlungsplatz. Der Sohn fehlte. Ich hatte inzwischen etwas Rumänisch gelernt. Als romanische Sprache ist mir das leicht gefallen. Ich bat den Vater, mir seinen Sohn vorzuführen. Sofort stand er auf, lief hinaus und brachte mir einen Jungen im Alter seines Sohnes herein. Ich schaute mir ihn an und erkannte, dass der Junge einer der vielen Kinder der anderen Frau war. Ich atmete tief durch und sagte dem Mann: „Herr ….! Wenn das Ihr Sohn ist, dann bin ich Ceauscescu.“ Schallendes Gelächter im Raum. Eine lustige Episode. Aber nur scheinbar, denn die Realität war ernst. Es wurde gelogen und betrogen. In Boitzenburg hatten wir bei der Auszahlung Polizeischutz, weil eine Mitarbeiterin zuvor ernsthaft bedroht worden war.
Nun sind inzwischen weit über dreißig Jahre vergangen. Die Lage hat sich verändert. Im offiziellen Sprachgebrauch heißen die Zuwanderer heute Flüchtlinge. Und das in vielen Fällen sicherlich zurecht, weil sie aus Ländern kommen, in denen von Großmächten Kriege provoziert worden sind. Es kommen allerdings auch schon über Jahre viele Flüchtlinge aus armen Ländern Afrikas.
Die Beweggründe, Heimat und Familie zu verlassen um nach Europa oder - wie auf dem amerikanischen Doppelkontinent - in die USA zu wandern, sind andere. Europa und die USA werde als reich angesehen, als Länder der unbegrenzten Möglichkeiten mit besten Arbeitschancen und Perspektiven, um Geld für sich und die Familie zu verdienen. Genährt werden solche Vorstellungen von der in alle Welt getragenen Willkommenskultur. Angela Merkel wurde zur „Mutti“ für alle, von der Werbung für ausländische Fachkräfte usw.
Um nach Europa zu gelangen, riskieren die Flüchtlinge ihr Leben. Einmal über die Grenzen hier angekommen, werden sie auf Flüchtlingsunterkünfte verteilt. Das sind Massenlager, Containerboxen, in denen diese Menschen auf engstem Raum, Fremde mit Fremden, zusammenleben müssen. Und das über Jahre. Sie verlieren ihre Hoffnung. Ihr Glaube an Chancen erweist sich als Illusion.
Wir haben einmal in Hamburg in einer Gaststätte beim Fußball-Schauen im Fernsehen zwei junge Elektroniker kennengelernt. Der eine aus dem Libanon, der andere aus Tunesien. Anderthalb Jahre hausten sie bereits im Sammellager. Gut ausgebildet, aber keine Chance. Ich weiß, wir haben syrische Ärzte in Kliniken und sicherlich auch mit anderer Herkunft. Aber das ändert nichts an der Realität. Tausende und Abertausende müssen ihre besten Lebensjahre mit Nichtstun unter menschenunwürdigen Verhältnissen verbringen. Da stellt sich mir immer wieder die Frage: Entsprechen solche Lebensverhältnisse dem deutschen Grundgesetz mit all den Rechten, die den Menschen darin garantiert sind? Ich denke nicht. Diese Art von Flüchtlingspolitik, wie sie praktiziert wird und mit humanitärem Gerede Rechtfertigung erfährt, verletzt die Würde der Migranten als Menschen und schafft wachsende Probleme materieller wie psychischer Art in der einheimischen Bevölkerung. Diese sind nur allzu gut bekannt, werden tagtäglich öffentlich beanstandet und kritisiert. Trotz alledem läuft der Zustrom nach Deutschland und Europa weiter. Die Frage ist: Ist er gewollt? Und weshalb?