Weiterfahrt zum Mellensee
...am Himmel hatten sich also Wolken zusammengezogen, die immer mehr eine schwarzgraue Färbung annahmen. Es dauerte auch nicht lange, bis die ersten Tropfen fielen. Noch war es sanfter Sommerregen. Deshalb stieg ich auch nicht vom Rad sondern fuhr unbeirrt weiter, freute mich für den Frosch und für mich über das erfrischende Nass.
Bis ich bis zum Mellensee kommen sollte, rechnete ich noch mit einer guten Dreiviertelstunde. Vorbei ging 's am früheren Forsthaus Woblitz, heute eine Greifvogel-Aufzuchtstation der Naturwacht, Ich gelangte auf Sandwege, die von Regen noch nicht richtig durchnässt waren. Mit dem Rad kam ich mehrmals ins Schlingern. Deshalb stieg ich ab und schob.
Als ich zum Buchenwald kam, konnte ich wieder aufsteigen. Jetzt spürte ich die Lebensweisheit: "Unter Bäumen regnet es zweimal". Ich schaute aus nach dem schmalen Weg, der hinunter zum Mellensee-Moor führen sollte. Nachdem ich die Einfahrt gefunden hatte und hundert Meter hinein gefahren war, krachte der erste Donnerschlag. Ich stellte das Rad unter einer mächtigen Buche ab, lief den bewaldeten Hang zum Seeufer hinunter und fotografierte das Panorama über den Mellensee.
Rechts unten begann das dicht mit Erlen bewachsene Moor. Es lichtet sich etwas später, wenn man außerhalb den Waldweg entlang fährt, zu einer wunderschönen, naturbelassenen Wildwiese. Dort angekommen, versuchte ich mit vorsichtigem Schritt in die Wiese hinein zu laufen. Das war wenig beschwerlich, denn auch hier hatte sich das Wasser zurückgezogen.
Gleich fiel mir der rote Blutweiderich ins Auge, der ganze Flächen einnahm. Er gehört zu den geschützten Pflanzen. Etwas weiter in Richtung Ufer blühte eine hohe Pflanze in hellem zimtrosa. Zuerst dachte ich an Baldrian. Es war aber Wasserdost.
Mitten im überall hohen Gras- und Sumpffarnwuchs fand ich eine kreisrunde Fläche, als wäre sie von Menschenhand angelegt. Auf ihr wuchs jede Menge Wasserminze und blühte hellblau. Ich schnitt mir einige Stengel ab, weil ich davon den Tee probieren wollte. Bunt und farbenprächtig blühte die Wiese, besonders leuchtend durch das Gelb der Wicken und des Felberichs. Ab und zu schaute mal ein Sumpfschachtelhalm aus dem Gras hervor, ein Relikt aus der Urzeit, als seine Vorfahren Bäume waren.
Ich kannte bisher nur das Johanniskraut an Wald- und Feldwegen in der freien Natur. Deshalb war ich erstaunt, hier in der Wiese eine hellgelb blühende Art mit kleineren Blütendolden zu finden. Ich schaute immer wieder nach Wildorchideen aus, habe sie aber dort nicht angetroffen.
Schließlich spürte ich, dass ich völlig durchnässt war. In der warmen Luft war das kein Problem. Ich beendete aber meine Pflanzenexkursion durch die Moore und radelte in Richtung Brennickenswerder am dicht mit Erlen und Weiden bewachsenen Moor weiter, um später wieder auf die Bredereicher Landstraße in Richtung Hohenlychen zu kommen. Der Regen ließ nicht nach. Es wurde später Nachmittag, als ich zu Hause - wieder getrocknet - einen guten Kaffee trank.