Das Marxsche Kapital-Zitat
Jetzt habe ich es nach langem Suchen wiedergefunden, dieses Zitat aus dem "Kapital" von Karl Marx. Ich liebe es, weil es mit wenigen Sätzen das ganze Wesen des allgegenwärtigen Gesellschaftprodukts zum Ausdruck bringt:
"Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinen Profit, wie die Natur vor der Leere.
Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher , und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel."
(Kapital, Bd I, Siebenter Abschnitt: Der Akkumulationsprozess des Kapitals. Marx-Engels-Werke 23, S. 788, 1867)
Nun habe ich allerdings auch bei der Lektüre des Siebenten Abschnitts über den Akkumulationsprozess des Kapitals erfahren, dass diese markanten Sätze nicht unmittelbar von Karl Marx stammen. Im Vierundzwanzigsten Kapitel, 6. Genesis des industriellen Kapitalisten, hat Marx zum Schluss aus der Zeitschrift (?) "Quarterly Reviewer" einen T. J. Dunning, I.c.p.35,36, zitiert, von dem diese Sätze stammen. Marx hat sie in einer Fußnote angeführt.
Marx setzt sich in dem Abschnitt "Genesis des industriellen Kapitalisten" mit der Geburt der kapitalistischen Warenproduktion in der Frühphase der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals auseinander, nämlich entstanden in England durch massenhaften Ruin der Bauern. Woll- und Tuchherstellung im großen Stil bei Vernichtung der Manufakturen und Handwerksbetriebe. Verwandlung der freien Produzenten zu Lohnarbeitern.
Hinzu kam gnadenlose Kinderarbeit in den Fabriken,, vor allem aus Waisenhäusern.
Überseeisch führte der massenhafte Sklavenhandel zur Anhäufung von Kapital der Baumwollplantagen-Besitzer in Nordamerika und der Zuckerrohrproduzenten in Brasilien.
So wurde in dieser frühen Phase, den Kinderjahren des Kapitalimus, dessen Wesen geprägt.
Das ist vergleichbar mit dem menschlichen Individuum, dem die Psychologen nachsagen, die ersten Kinderjahre wären ausschlaggebend für die Ausprägung von Verhaltensweisen im Erwachsenenalter.
Der Kapitalismus hat sein frühes Wesen nicht nur beibehalten sondern maßlos entfaltet bis in seine heute reiferen Jahre des Imperialismus und Globalismus.
Gehört die Zeit der ursprünglichen Akkumulation historisch vergangenen Jahrhunderten an, so bedient sich das Großkapital auch heute noch weltweit aller der Methoden jener Zeit, die Elend, Armut, Leid, Krankheit, Blutvergießen, Kriege und Umweltschäden verursacht haben. Heute vor allem nicht zu vergessen: der etablierte Massenbetrug.
So lautete damals der Satz von Karl Marx, dem er das o. g. Zitat beifügte: "Wenn das Geld, nach Augier, 'mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe zur Welt kommt', so das Kapital von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut und schmutztriefend."
Zur Frage, weshalb ich das hier schreibe zwischen Landschaften und gemalten Bildern möchte ich sagen, dass das o. g. Zitat mir immer wieder hilft zu verstehen, was in der heutigen Welt, beherrscht vom Finanzkapital und von Großmachtstrategen, tagtäglich in Politik und Wirtschaft passiert. Verstehen heißt jedoch nicht gutheißen, sondern es bekräftigt mich in meiner Ablehnung dieses Systems als derzeitige Daseinsform der Menschheit.