Zwiebelspiel
Schön ausgebreitet lagen die Zwiebeln zum Abtrocknen auf dem Hof. Vier Tage lang trockneten sie ungestört in der Sonne. Sie bildeten eine große, gelbe Fläche.
Lucy und Peace beachteten sie kaum. Sie liefen dran vorbei, guckten und schnupperten mal an der einen oder anderen runden Kugel. Aber besonderes Interesse fanden sie an der Sammlung nicht.
Als ich mich dann dran machte und die Zwiebeln in den Korb sammelte, um sie in den Keller zu bringen, war die Situation eine andere, denn es kam Bewegung in die gelben Kugeln.
Peace, der Draufgänger, rollte mir die Zwiebeln weg, wenn ich nicht schnell genug war, und Lucie rollte sie weiter weg. So hatte ich meine Mühe, die scharfen Königinnen der Küche dahin zu bringen, wohin ich wollte.
Weil mir Gretel verriaten hatte, dass ihre Mutti gerne frische Zwiebeln auf dem Butterbrot isst. nahm ich sechs von den Größeren beiseite und legte sie auf die untere Treppenstufe. Eine kam ins Rollen und trudelte wieder auf den Hof.
Das war doch was für Bruder und Schwester. Flink sprangen sie der Zwiebel nach, brachten sie zum Stehen und untersuchten sie mit Pfoten und Schnäutzchen.
Weil sich die Zwiebel nicht wehrte, und ihre trockene Schale noch nichts von dem scharfen Geruch verströmen ließ, wurde sie so richtig zum Spielball. Über den ganzen Hof kullerten die Katzen die Kugel. Als wir wieder hinschauten, war die Zwiebel verschwunden. "Gretel," meinte ich, "suche mal nachher, bevor Du zu Mutti hoch gehst, die sechste Zwiebel. Das war die Größte und die Schönste."
Gretel ließ sich allerdings Zeit mit dem Suchen. Stattdessen griff sie sich Peace, nahm ihn mit den Händen hoch und erzählte ihm irgend etwas, das dem Kater wohl gefallen hat. Sie spielten nun zu dritt. Die sechste Zwiebel war vergessen.
Erst am nächsten Tag entdeckte ich sie beim Jäten am Rande des Hofes im Garten. Ich legte sie für Mutti auf die Treppe.