Ich lerne Sao Filipe kennen

Veröffentlicht auf von anais

Ich lerne Sao Filipe kennen

27. 12. 2014.

Ich wohne im Hotel "Xaguate" in Sao Filipe auf der Insel Fogo. Das Hotel gefällt mir. Ich wollte auch die Hinterfront mit dem Swimmingpool und den blühenden Oleanderbüschen fotografieren, Aber jeden Tag habe ich das irgendwie vergessen.

Um 8.00 Uhr frühstücke ich: Das Büffet ist einfach, aber gut. Wurst, Käse, Joghurt, Cornflakes, Marmeladen, Papaya, Bananen und Äpfel, Eier und weißes Brot und der milde, aromatische Kaffee von der Insel Fogo.

Um 10.00 Uhr holt mich mein Stadtführer Josinho vom Hotel ab. In einem langen bogen wandern wir durch die Oberstadt (Vila Riba), vorbei an der neuen Brotfabrik, vielen Wohnhäusern,, die teilweise noch nicht fertig gestellt sind, weil erst dann Steuern zu zahlen sind, wenn der Bau fertig ist.

Sao Filipe ist mit seinen 8000 Einwohnern eine der ältesten Städte auf den Kapverden. Und - sie gilt als die Schönste. An einem Platz sehe ich die Kirche der Adventisten mit Kindergarten. Sie genießt hohe Achtung bei den Kapverdianern, weil die Kindergartenplätze hier kostenlos sind.

Ebenso verehrt werden die Mormonen, weniger aus religiösen als aus materiellen Gründen, weil sie die Armen unterstützen.

Wir gelangen jetzt von der Oberstadt in die Unterstadt (Vila Baixa). Josinho trifft überall Freunde und Bekannte.

Die Unterstadt wurde einst von den wohlhabenden Portugiesen gebaut und bewohnt. Eine hohe, in den Hang gezogene Steinmauer trennte die Unterstadt von der Oberstadt. Letztere war einstmals den Schwarzen, Sklaven und armen Leuten vorbehalten. Später wurde diese Trennung gelockert, weil Grundbesitzer und wohlhabende Portugiesen mit sozialem Denken diese Schranken aufheben wollten. Sie bauten sich oberhalb der Mauer ihre Herrenhäuser mit den Balkonen, die Sobrados, und heirateten auch afrikanische Frauen. Wie genau Josinho alles erklärt, ist auf den 1. Video zu sehen.

Mehrere Sobrados schmücken um einen Platz in einer Allee, auf der jedes Jahr vom 25. April bis zum 1. Mai das Fest zu Ehren des heiligen Filipe stattfindet, mit einem Reitturnier als Höhepunkt. Der Ort ist reich an Festen und Kultur. Zur Zeit finden gerade die "Tage der Kunst" statt.

Wir setzen uns auf eine Bank um auszuruhen. Eine junge hübsche Frau bietet für 30 Centavos etwas Frittiertes an. Josinho nimmt sich zuerst ein Stückchen. Aus Neugier nehme ich auch eins. Wie ich gleich beim Hineinbeißen feststelle, ist er kross ausgebratene Schweineschwarte, gesalzen, fettreich und lecker (siehe 2. Video).

Joselho erzählt viel über bekannte Persönlichkeiten in der Stadt. Unter den Denkmälern ist aber nur eines, das einen Kapverdianer, einen Dichter und Schriftsteller, zeigt. Alle anderen stammen aus der portugiesischen Kolonialzeit.

Mein Stadtführer berichtet über Zeiten als Malaria und Denghe-Fieber grassierten. Das Denghe-Fieber wird von einer schwarz.weiß gestreiften Mücke übertragen. Wegen der Ausbreitung der Insekten wurde die alte Markthalle abgerissen und nach gründlicher Reinigung des Terrains eine neue Halle errichtet. Das effektivste Mittel gegen Denghe-Fieber soll Paracetamol sein, erklärt er mir.

Wir setzen unseren Rundgang fort. Etwas am Rande der Unterstadt werden noch in einem richtigen Backofen Brote und Kuchen gebacken.

Ich frage Joselho nach dem langen, dunklen Strand, den wir von oben tief unten am Atlantik erblicken, und ob man dort baden könnte. Er wird sehr erst und meint, dort sei es sehr gefährlich, weil von jeder Seite eine Strömung in einen tiefen Abgrund im Meer strömt und deswegen einen heimtückischen Strudel bildet. Wer da hineinkommt, taucht nicht mehr auf. Und die Leute glauben, ein Ungeheuer lebe dort unten und verschlinge die Ertrunkenen.

Es ist mittlerweile 13.00 Uhr geworden. Drei Stunden hat mir Josinho das schöne Sao Filipe erklärt, die dritte Stadtgründung und heute noch die zweitwichtigste auf den Kapverden. Ich bedanke mich sehr herzlich und - wir werden uns wiiedersehen...

Ich lerne Sao Filipe kennen
Ich lerne Sao Filipe kennen
Ich lerne Sao Filipe kennen
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Ich lerne Sao Filipe kennen
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Ich lerne Sao Filipe kennen

Joselho erklärt die historische Bedeutung von Unterstadt und Oberstadt in Sao Filipe, Fogo.

Kleine, kross ausgebratene Schweineschwarten. Lecker!

Veröffentlicht in Kapverdische Inseln

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R
Ach lieber Joachim, wie weckst Du die Reiselust in mir! Du schilderst so schön detailliert. Danke und einen schönen Sonntag im kalten D<br /> RE
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A
Hallo RE,<br /> ich bedanke mich für die schönen Sonntagsgrüße und freue mich, dass Deine Reiselust wieder geweckt wird. Lasse sie bitte nicht untergehen wegen des kalten Winters. Gib ihr bei Gelegenheit freien Lauf.<br /> Gruß Joachim
K
Guten Abend Joachim,<br /> danke für die gute Erklärung. Mit den Bildern dazu, bekommt man doch einen Eindruck von der Insel. Das mit dem Hausbau gefällt mir, dass erst Steuern entrichtet werden müssen, wenn das Haus fertig ist. In Griechenland ist das auch so. Da hätten wir eine ganze Menge sparen können. <br /> Die Videos gefallen mir beide ganz gut. Beim ersten habe den Videotext laufen lassen und so habe ich einiges verstanden. Beim zweiten Video habe ich leider nicht so viel mitbekommen, denn der Videotext ist russisch. Lach!<br /> Wir wünschen Dir noch einen schönen Abend.<br /> Liebe Grüße, Katharina
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K
Hallo Joachim,<br /> ich habe mich auch gewundert, weil Du ja nicht russisch gesprochen hast, Egal, ich fand es trotzdem lustig. Du kannst es Dir ja auf YouTube einmal mit Text anschauen und überprüfen ob der Text so stimmt. Wer weiß, was da überhaupt steht. Lach!<br /> Liebe Grüße, Katharina
A
Hallo Katharina,<br /> auf den Kapverden bauen vor allem die Migranten, die in Amerika gearbeitet und Geld zusammengespart haben. Manche wohnen in den halbfertigen Häusern. Wenn wieder Geld da ist, wird weitergebaut.<br /> Das der zweite Video-Text russisch sein soll, verwundert mich sehr. Ich habe auf den Inseln kein Wort russisch gesprochen.<br /> LG Joachim
A
So fertig gelesen und geschaut :-)<br /> <br /> Einen wunderschönen Abend Joachim<br /> <br /> Erst einmal was zur Brotfabrik: meine zweite Wohnung war direkt neben einer Bäckerei. Jeden Tag wurde dort gebacken. Es hat so toll gerochen. Diesen Eindruck kann ich noch gut nachvollziehen. Es muss ein herrlicher Augenblick gewesen sein.<br /> <br /> Die Stadt finde ich sehr schön, und die Geschichten von Ober-und Unterstadt sehr aufschlussreich und interessant.<br /> Im Mittelalter haben die Herrschaftsleute auf Burgen in oberen Gegenden gewohnt. Wahrscheinlich darum, um einen Überblick und eine Festung zu haben. In dieser Stadt haben die Einwanderer ( sind es ja eigentlich ) unten, an den Schiffen gewohnt. Sie hatten es auch nicht so anstrengend bei der Hitze. <br /> Wenn ich das 1.Video bruchstückweise richtig verstanden haben, sind die Kreuze an der Brüstung noch eine Art Abgrenzung, auf jeden Fall wohl eine Erinnerung.<br /> Die riesige Bougainville auf dem Video ist ein Traum.<br /> <br /> Aso, Schweineschwartenchips bekommt man auch in verschiedenen deutschn Geschäften, meistens leider nur online. Sicher nicht frisch zubereitet und lange nicht so lecker.<br /> <br /> Alles Gute<br /> <br /> lg Uli
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A
Hi Uli,<br /> vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Es ist schade, dass hier in Deutschland so viele Bäckereien wegen der Konkurrenz durch die Brotfabriken schließen mussten. Wir hatten hier in Lychen einmal vier Bäckereien. Jetzt haben wir keine mehr. In Sai Filipe haben die reicheren Leute unten gewohnt, weil es am Meer kühler war. Die Kreuze in der Brüstung hat der Stadtführer im Verbindung gebracht mit der katholischen Kirche der Portugiesen, die hier natürlich mit ihren Padres und Mönchen missioniert hat.<br /> Schweineschwartenchips werde ich mir hier nicht schicken lassen. Ich könnte mir Schmalz ausbraten. Aber das ist wohl kein gutes Fett.<br /> LG Joachim